Der Sport ist für den Staat ein hochrentables Investment. Zu dieser Wertung kommt die am Dienstag vom DOSB-Präsidium vorgestellte Studie „Wert des Sports – eine ökonomische Perspektive“ von Prof. Dr. Christoph Breuer und Felix Mutter von der Deutschen Sporthochschule Köln. Sie hat Daten, die in der amtlichen Statistik von Wirtschaftsunternehmen und der öffentlichen Verwaltung auf den Bereich Sport entfallen, zusammengeführt und ausgewertet und mit Daten aus den Sportorganisationen ergänzt.
Danach:
• sind 1,77 Millionen Beschäftigte im Sportsektor tätig. Das entspricht mit 4,4 Prozent aller Beschäftigten dem aktuellen Stand des deutschen Kreditgewerbes.
• beträgt der Anteil des Sportsektors am Bruttoinlandsprodukt rund 3,7 Prozent und erreicht damit den Stand der gesamten Versicherungswirtschaft.
• werden bei realistischer Betrachtung 9,7 Prozent oder 138,6 Milliarden Euro des Gesamtkonsums der deutschen Haushalte durch Sportkonsum ausgelöst.
• wächst der Gesellschaft ein Wohlfahrtsgewinn von 6,7 Milliarden Euro jährlich durch ehrenamtliche Tätigkeit zu. 4,5 Millionen Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte leisten im Schnitt 20 Stunden Engagement in 91.000 Sportvereinen mit 27,8 Millionen Mitgliedschaften.
„Die Zahlen machen deutlich, dass der Sport eine wesentliche Säule in Wirtschaft und Gesellschaft ist. Wer am Sport spart, riskiert deshalb negative Auswirkungen auf gleich zwei essentielle Bereiche unseres Miteinanders“, sagte der amtierende DOSB-Präsident Hans-Peter Krämer bei der Vorstellung der Studie. Krämer berichtete, die Studie belege, dass damit in einer Gesamtbetrachtung 22,2 Milliarden Euro Steuereinnahmen durch den Sport ausgelöst würden. Das entspreche zwei Prozent der gesamten Steuereinahmen des Staates auf allen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen). Dem gegenüber stünden 9,9 Milliarden Euro Gesamtausgaben des Staates für Sport durch Steuervergünstigen, Subventionen und Ausgaben wie z.B. für den Schulsport. „Im Vergleich von Einnahmen und Ausgaben ist Sport für den Staat ein hochprofitables Investment“, erklärte Krämer.
Weitere positive Effekte stellten die Wissenschaftler unter anderem auch für Gesellschaft, Gesundheit und Bildung fest:
Gesellschaftliche Effekte
• Sport schafft ein soziales Netz für benachteiligte Bevölkerungsgruppen und vor allem für Kinder und Jugendliche.
• 30 Prozent der Vereine haben Migranten als ehrenamtliche Funktionsträger. Dies zeigt die hohe Integrationsleistung des organisierten Sports.
Gesundheitliche Effekte
• Sport wirkt positiv auf die physische und psychische Gesundheit.
• Überträgt man vergleichende Studien aus den Kanada und der Schweiz auf Deutschland, können 2,5 % (Kanada) bis 16 % (Schweiz) der gesamten Gesundheitskosten durch körperliche Aktivität eingespart werden; das entspricht ca. 7,2 bis 45,9 Mrd. Euro (für 2010).
Bildungspolitische Effekte
• Der Sportsektor ist einer der größten Bildungsträger in Deutschland.
• Der Sport vermittelt Werte wie z. B. Fairness, Respekt, Leistungsbereitschaft und das Erlernen demokratischer Grundwerte.
• Einen positiven Zusammenhang von Sportaktivität und Schulbildung, der in mehreren Studien bestätigt worden ist.
Der DOSB ziehe aus der Studie die Schlussfolgerung, dass optimale Rahmenbedingungen für das freiwillige zivilgesellschaftliche Engagement im organisierten Sport Voraussetzung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Sports seien, betonte Krämer: „Das Ehrenamt und die Gemeinnützigkeit bilden die tragenden Prinzipien des Sportsektors und sind unverzichtbar, um die genannten wirtschaftlichen Effekte zu erzielen.“ Deshalb müsse das Ehrenamt durch das Gemeinnützigkeitsrecht noch besser gefördert werden. Darüber hinaus sei ein weiterer Bürokratieabbau für ehrenamtliche Arbeit notwendig.
Motor des Sportsektors sei der Spitzensport, erklärte der DOSB-Präsident, da Erfolge im Spitzensport insgesamt positiv auf die Sportbegeisterung in Deutschland wirkten. Dazu sagte Krämer: „Der Spitzensport schafft Vorbilder, die benötigt werden, um die Bevölkerung – insbesondere Kinder und Jugendliche – zum Vereinssport zu animieren. Die erhöhte Begeisterung für Sport regt sowohl das aktive Sporttreiben als auch den passiven Konsum von Sport an, welche zusammen zu dem genannten zehnprozentigen Anteil des Sportkonsums am Gesamtkonsum der deutschen Haushalte führen.“
Hans-Peter Krämer sagt: „Die Studie beweist: Der Sportsektor besitzt sowohl direkt, über volkswirtschaftliche Effekte, aber auch indirekt über sozioökonomische Effeke eine erhebliche ökonomische Bedeutung. Dadurch wird unterstrichen, dass der Sport in einigen der untersuchten Bereiche (z.B. Ehrenamt oder gesundheitliche Effekte) weitaus höhere Leistungen vollbringt als alternative gesellschaftliche Teilbereiche.“
Dazu heißt es in der Studie: „Sport ist in Deutschland vor diesem Hintergrund nicht als Kostenfaktor, sondern als kostbares Investitionsgut, dass bei öffentlichen Investitionen wertvolle wirtschaftliche, steuerliche und soziale Renditen produziert, deren Wert den Investitionsbetrag deutlich übertreffen.“
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist das Dach des deutschen Sports und vereint 98 Mitgliedsorganisationen mit 27,8 Millionen Mitgliedschaften.
PM / DOSB vom 29. Oktober 2013