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Andreas Schluricke.

Mierschi-Leaks :

Landespolitik

Mir ist folgende Mail ins Netz gegangen:
Erfolgsmeldung

Es ist der S-Bahn am Wochenende gelungen, einen Zug bis Ahrensfelde durchzubringen. Ob der Zug Donnerstag oder Freitag in Potsdam gestartet war, konnte nicht mehr geklärt werden. Der Lokführer war zwischenzeitlich aus Rationalisierungsgründen in den Vorruhe-stand geschickt worden und die Zugnummer konnte bisher nicht entziffert werden, da die für das Freikratzen erforderlichen Mitarbeiter derzeit zu Kontrolleuren umgeschult werden.

Die Computerdaten sind aufgrund eines vorübergehenden Stromausfalles gelöscht. Den Zug hatte während der Fahrt niemand verlassen, da die Schilder auf den Stationen nicht lesbar waren, keine Durchsagen erfolgten und die Leuchtbänder in den Wagen immer nur die Stati-on „selftest“ anzeigten, die keiner kannte. Außerdem klemmten die meisten Türen sowieso.
Die Passagiere werden derzeit aufgetaut und konnten noch nicht befragt werden.
Der Vorstand bewilligte sich nach der erfolgreichen Fahrt sofort Sonder-Boni. Bundesver-kehrsminister Ramsauer lobte das Krisenmanagement der Bahn und seine eigene erfolgrei-che Verkehrspolitik. Bahnchef Grube ließ die Bauarbeiten für Stuttgart 21 für eine Minute unterbrechen und eine Gedenkminute für den Erfolg in Berlin einlegen. Die Berliner Ver-kehrssenatorin erklärte, angesichts der anhaltenden Probleme bei der S-Bahn sei der Senat nicht mehr nur erstaunt, sondern sehr erstaunt und nähere sich der Verärgerung. Er überle-ge, ob er, wenn es so bleibe, nicht prüfen solle, ob zu geeigneter Zeit über Konsequenzen nachgedacht werden müsse. Die Grünen erklärten, die Bahn sei, wenn sie stehe, besonders umweltfreundlich und die Fahrpläne lieferten doch eine präzise Information darüber, wann
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mit Sicherheit kein Zug fahre. Die Linke erklärte, nach dem Einmarsch der Roten Armee ha-be die S-Bahn besser funktioniert als jetzt und korrigierte die Meldung wenig später dahinge-hend, dass man das Wort „selbst“ nach dem Einmarsch vergessen habe, was aber nicht heiße, dass die Linke selbstvergessen sei. Die FDP sieht die Bahn jetzt wieder auf gutem Weg zum Börsengang und zu weiteren Investitionen in Quatar, wo man ohnehin keine Wei-chenheizungen brauche. Ein Sprecher der Bahn meinte, die Einschränkung des Betriebs sei kinderfreundlich, weil es das Risiko Minderjähriger verringere, in Brandenburg auf freier Strecke ausgesetzt zu werden. Die Laizisten plädierten für die Abschaffung des Wetters.
Die S-Bahn will als Entschädigung für die Fahrgäste in Zukunft Toilettenwagen an die Züge anhängen, sie könnten allerdings erst benutzt werden, wenn die Wagen durchgängig gestal-tet seien, wofür es noch keine Planung gebe.
Ein Sprecher der Bahn kritisierte den Text, den sie gerade lesen, als völlig unsachlich und überzogen. Jakob Mierscheid zeigte sich betroffen, meinte aber: Was ist eine Groteske ge-gen die Realität.

P.S.
Selbstverständlich distanziere ich mich von diesem Pamphlet. Und zwar mit Abscheu und Empörung.

Jakob Mierscheid
Mitglied des Deutschen Bundestages
11011 Berlin
Telefon 030/2270
9. Dezember 2010

 

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