Das Thema kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen – Kinder und Jugendliche greifen immer früher zu Alkohol, trinken immer öfter bis zur Bewusstlosigkeit. In Berlin ergab eine Befragung, dass bei den 15 bis 17jährigen jeder zweite Jugendliche ein- oder mehrmals im Monat bis zum Rausch trinkt. Auch im Landkreis Dahme-Spreewald vollzieht sich diese Entwicklung. Trotz vielfältiger Präventionsmaßnahmen von Ämtern, Schulen und Jugendclubs geht auch in Königs Wusterhausen, Lübben und Lieberose der Trend zur Flasche. Das ergab die Antwort der Kreisverwaltung auf eine Anfrage des Schönefelder SPD-Abgeordneten Andreas Schluricke.
„Generell wird durch die Suchtberatung ein Rückgang des Einstiegsalters bezüglich Alkohols beobachtet“, so die Antwort der Kreisverwaltung. „Eingestiegen wird heute mit etwa 14 Jahren. Schon im Jahr 2004 ergab eine anonyme kreisweite Befragung von Schülern der 10. Klassen im Landkreis, dass 30 % aller Schüler der 10. Klasse wöchentlich oder gar täglich Alkohol konsumieren. Bei den Jungen sind es mit 38,8 % noch einmal deutlich mehr als bei den Mädchen mit 20,7 %“, so Andreas Schluricke. „ Immerhin 13,7 % der Jugendlichen konsumieren laut dieser Umfrage mindestens jeden vierten bis fünften Tag mehr als fünf Drinks. Das durchschnittliche Alter beim ersten Rausch lag nach den selbstgemachten Angaben der Jugendlichen bei 13,73 Jahren.“
„Die Zahlen sind nunmehr vier Jahre alt und der Trend dürfte sich eher noch verschärft haben“, so der SPD-Abgeordnete. „Umso wichtiger ist es, die Wirksamkeit der Präventionsmaßnahmen, aber auch der möglichen Sanktionen, ständig zu hinterfragen. Für die Kontrollen im Rahmen des Jugendschutzes sind die Ämter und amtsfreien Gemeinden zuständig. Nach Auskunft der Verwaltung nehmen die Kommunen diese Zuständigkeit sehr unterschiedlich wahr, oft erst nach Hinweisen und Beschwerden aus der Bevölkerung. Scheinbar mangelt es in mancher Kommunalverwaltung noch am notwendigen Problembewusstsein“, so Andreas Schluricke.
Auf Kreisebene hat sich die Zusammenarbeit mit „Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V.“ bewährt. Projekte und Präventionsveranstaltungen an allen weiterführenden Schulen, überbetrieblichen Ausbildungsstätten, Oberstufenzentren und Freizeiteinrichtungen gehören mittlerweile zum Standardprogramm. Ergänzt werden diese Angebote durch bemerkenswerte Einzelinitiativen, wie dem „Peer-Projekt“ an Fahrschulen, bei dem geschulte junge Fahranfänger im Rahmen der Fahrschulausbildung spezielle Diskussionsrunden zum Thema „Alkohol und Drogen im Straßenverkehr“ gestalten.
„Wir haben eine Vielzahl von Maßnahmen, mit denen wir versuchen, die Jugendliche für das Problem zu sensibilisieren. Der Versuch ist richtig und wichtig und wir dürfen dabei nicht nachlassen. Gleiches gilt für die Kontrolle von Gaststätten und Veranstaltern. Es bleibt jedoch auch die Erkenntnis, dass der Konsum von Alkohol durch Kinder und Jugendliche eingebettet in einen gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Alkohol ist. So lange Erwachsene hier als schlechtes Vorbild fungieren, wird Prävention und Aufklärung weiter viel zu oft ins Leere laufen. Abstinenz für alle ist natürlich ein unrealistisches Ziel. Aber es muss uns gelingen, Risikokompetenzen zu fördern und damit einen verantwortlicheren Umgang mit Alkohol – bei Jugendlichen und Erwachsenen“, so Andreas Schluricke.